WZK WEITER IN ALARMSTIMMUNG
Hohe Energiekosten belasten die Reha- und Vorsorge-Einrichtung in Neutrauchburg
Isny - Ellio Schneider im Interview mit der Schwäbischen Zeitung: Er persönlich gehe jeden Tag mit Freude an die Arbeit, sagt der WZK-Geschäftsführer, dem etwas mehr als 3000 Mitarbeiter an zwölf Standorten unterstellt sind. Vertrauen sei ihm wichtig, dass Gespräche auf Augenhöhe stattfinden und der direkte Kontakt mit den Kollegen.
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Die Waldburg-Zeil-Kliniken (WZK) mit Hauptsitz in Neutrauchburg bei Isny bleiben unverändert in angespannter Stimmung. Nachdem sie sich im Herbst an einer bundesweiten Kampagne von Krankenhäusern sowie Reha- und Vorsorgeeinrichtungen unter dem Namen „Alarmstufe Rot“ beteiligt hatten, in der vor einer existenziellen Krise durch eine „bevorstehende Explosion der Energiekosten“ gewarnt wurde, trug der Winter trotz milder Temperaturen nicht zur Entspannung bei.
Ellio Schneider ist seit mehr als 30 Jahren bei den WZK, ein Vierteljahrhundert davon als Geschäftsführer – doch solch eine Situation wie die aktuelle ist auch für jemanden mit seiner Erfahrung keine, die er einfach routiniert abarbeitet. „In ihrer Existenz gefährdet“ sei die Reha- und Vorsorge-Einrichtung angesichts der krass steigenden Kosten, hatte er im Herbst eindrücklich gewarnt. Ein paar Wintermonate später sagt Schneider: „Die Situation in den Kliniken in Deutschland und damit auch für die Rehakliniken hat sich im Vergleich zum September 2022 nicht viel verändert: Die Energiekosten sind weiterhin exorbitant hoch. Hinzu kommen die gestiegenen Preise für nahezu alle Lebensmittel, aber auch Dienstleistungen.“ Im Unterschied zu den Krankenhäusern und den Rehakliniken hätten „alle unsere Geschäftspartner und Lieferanten ihre Preise inzwischen entsprechend deutlich erhöht“. Die WZK hätten keine Möglichkeit, die Preissteigerungen weiterzugeben, sagt Schneider, weder direkt an die Patienten noch indirekt an die Kostenträger, also die Krankenkassen oder die Deutsche Rentenversicherung, die die Kosten für eine Reha übernehmen.
„Denn das, was wir pro Patient und Tag für eine Reha erhalten – die so genannten Vergütungssätze – sind fest verhandelte Pauschalen“, erklärt Schneider. Hinzu komme, dass der Inflations- beziehungsweise Energiekostenausgleich, den die Bundesregierung den Kliniken in Aussicht gestellt habe, „bei uns bisher noch nicht angekommen ist“. Dieser Ausgleich war eine zentrale Forderung derer gewesen, die die bundesweite Kampagne im vergangenen Herbst initiiert hatten. Schneider bleibt in seinen weiteren Aussagen deutlich: „Die Unsicherheiten in der hiesigen Krankenhauslandschaft betreffen uns direkt.“ Denn aus der Oberschwabenklinik (OSK) kämen besonders viele Patientinnen und Patienten in WZK-Einrichtungen.
„Wenn es der OSK nicht gut geht, spüren wir das in allen unseren oberschwäbischen
Rehakliniken“, sagt Schneider. Und wenn Krankenhäuser durch „eine unausgegorene Krankenhausreform wie die von Karl Lauterbach entworfene von der Landkarte verschwinden, dann hat das natürlich Konsequenzen für unsere neun Einrichtungen in den Landkreisen Ravensburg und Sigmaringen“ teilt der WZKGeschäftsführer in Richtung des Bundesgesundheitsministers in Berlin aus.„Für uns heißt das, dass im laufenden
Jahr nichts einfacher geworden ist“, fügt Schneider hinzu.
Seit drei Jahren, also seit die Coronapandemie ausbrach, lebten die WZK „gewissermaßen
von der Substanz, haushalten ganz klassisch sehr überlegt und steuern alle unsere Kliniken
noch genauer und differenzierter. Und wir wissen, dass selbst jetzt, wo die Coronamaßnahmenenden, eine Normalität wie 2019 nie mehr reproduzierbar sein wird“. Die WZK setzten daher auf Partnerschaften und Allianzen, denn die aktuellen komplexen Herausforderungen könne niemand allein lösen. Im Krankenhausbereich bedeute das, wirklich trägerübergreifend zu planen und zu arbeiten. „Da sind wir ganz offen“, sagt Schneider.
Er persönlich gehe trotzdem jeden Tag mit Freude an die Arbeit, sagt der WZK-Geschäftsführer, dem etwas mehr als 3000 Mitarbeiter an zwölf Standorten unterstellt sind. Vertrauen sei ihm wichtig, dass Gespräche auf Augenhöhe stattfinden und der direkte Kontakt mit den Kollegen. Ein gutes Beispiel dafür bot wieder der vergangene Mittwoch.
Obwohl Schneider geschäftlich in Hamburg unterwegs war, ließ er es sich nicht nehmen, per Videoschalte die neuen Mitarbeiter, die im März begonnen haben, zu begrüßen. „Ich will ihnen gleich am ersten Tag unsere Botschaften, unsereWerte und unsere Kultur persönlich vermitteln“, erklärt Ellio Schneider das Ritual, das sich für ihn monatlich wiederholt. Er mache das jedes Mal gern,sagt der WZK-Geschäftsführer – auch wenn er den Neuankömmlingen gerade erklären muss, dass sie in einer schwierigen Zeit beginnen.
Artikel aus: Schwäbische Zeitung, Ausgabe Isny und Wangen, Autor: Michael Panzram, vom 4.3.2023.
Der Hauptsitz der Waldburg-Zeil-Kliniken in Neutrauchburg. FOTO: TOBIAS SCHUMACHER
WZK weiter in Alarmstimmung.
Veröffentlicht am: 06.03.2023 / News-Bereich: Über den Träger